Geo Chavez
Wer war Chavez?
Geo Chavez ist am 13. Juni 1887 in Paris als Sohn eines nach Frankreich eingewanderten Peruaners geboren. Der Vater, Manuel Chavez Moreyra, der erfolgreiche Bankier, und die Mutter, Maria Rosa Dartnell y Guisse, hatten ihren Kindern ein grosses Vermögen vererbt. Der ältere Bruder eröffnete ein Bankhaus in Lima und ein Zweiggeschäft in Paris, an dem sich der jüngere Bruder beteiligte. Es behagte dem jungen Geo jedoch nicht, dem vorgezeichneten Weg in der Finanzwelt zu folgen. Er suchte die Herausforderungen im sportlichen Bereich.

Chavez vor einem Probeflug im Farman-Doppeldecker

Nach einem ersten Versuch, den Simplon zu überfliegen entsteigt Chavez seiner «Blériot». Sogleich wird er von Journalisten in Beschlag genommen.
Bei einem Lauftraining erblickt der noch junge Jorge Chavez eines der ersten Flugzeuge am Himmel von Paris. Sein Entschluss war gefasst. Er will Flieger werden und wird es auch! In Mourmelon-le-Grand, zwischen Reims und Châlons, liess er sich von Rekordflieger Louis Paulhan auf einem Farman-Doppeldecker ausbilden. Am 15. Februar 1910 bekam Chavez das Brevet Nr. 32 ausgehändigt. Von nun an war er so gut wie an jeder Flugkonkurrenz dabei. Zweimal stürzte er ab, ohne sich zu verletzen. Als sich Chavez im Juli an der Reimser Flugwoche zur Teilnahme des Alpenfluges entschloss, erwarb er sich den für Höhenflüge gegenüber dem Doppeldecker wendigeren Eindecker des Konstrukteurs Blériot. Am 8. September errang Chavez in seiner neu erworbenen Blériot XI über dem Flugfeld von Issy-les-Moulinaux die Rekordhöhe von 2587 Metern. Damit war für den Peruaner die Marke für die Überfliegung des Simplons erreicht.
Guglielminettis Begegnung mit Chavez
Als eines der ersten Mitglieder des französischen Aeroklubs, vor allem aber seiner Studien des Phänomens der Höhenkrankheit wegen kannte Dr. Ernest Guglielminetti die Pioniere der Aviatik persönlich. Werner Kämpfen, Verfasser der Biografie «Docteur Goudron», lässt Guglielminetti über seine Begegnung mit Chavez sprechen: «Ich lernte den Flieger auf dem Flugfeld in Nizza kennen, den kleinen, hellblonden Peruaner, in dessen Augen das Feuer echter Begeisterung und unbändiger Lebenskraft glühte. Fast alle Aviatiker waren vom Ballon her zum lenkbaren Flugzeug gekommen, Chavez nicht.»

Chavez' Rekorde
Dr. Erich Tilgenkamp hat im Band II «Schweizer Luftfahrt» die Rekorde Chavez’ aufgelistet. Der erwähnte, 424 Seiten umfassende und reich illustrierte Band – auch «Bibel der Schweizer Luftfahrt» genannt – erschien 1940/41 und wurde vom Aero-Club der Schweiz herausgegeben:
Anfang Februar 1910: Eintritt in die Flugschule von Farman in Mourmelon-le-Grand. Hebt schon beim ersten Rollversuch ab und lernt spielend fliegen.
20. März: Höhenflug auf 510 Meter, Dritter im Welthöhenrekord. Absturz, Maschine total zertrümmert, Pilot wundersamerweise unverletzt.
Anfang Mai: Flug 1 h 4˝.
Mai: Flugwoche Nizza: stürzt nach Flug von 76 km ins Meer, da Benzin ausgegangen. Pilot heil, Flügel des Apparates beschädigt. 6. Preis im Geschwindigkeitsrennen, 23,5 km in 20´ 35˝.
7. bis 15. Mai: Flugwoche Lyon («Farman»-Doppeldecker): 3. Preis für Gesamtdauer, 3. Preis für Schnelligkeit über 20 km in 21´ 27˝, 2. Preis für Höhe 450 m, 3. Preis für Entfernung ohne Zwischenlandung 41,660 km.
20. bis 30. Mai: Flugwoche Verona («Farman»-Doppeldecker): 3. Höhenpreis 1786 m, 4. Preis in Gesamtflugleistung mit 66 km.
5. bis 15. Juni: Ofenpest («Farman»): 4. Höhenpreis 443 m.
19. bis 26 Juni: Flugwoche Rouen («Farman»): 2. Höhenpreis 497 m., Flugwoche Biarritz («Farman»): 2. Preis im Gesamtklassement.
3. bis 24. Juli: Grosse Flugwoche der Champagne, Reims («Farman»): 2. Höhenpreis 1150 m. Wechselt auf «Blériot»-Eindecker.
3. August: Flugwoche Blackpool («Blériot»): englischer Höhenrekord mit 5850 Fuss = 1778,40 m.
8. September: Auf «Blériot»-Eindecker Welthöhenrekord in Issy-les-Moulinaux mit 2587 m Aufstieg in 36´, Abstieg in 6´. – Vor der Landung zweimal Eiffelturm umflogen.
19. September: Erster Versuch der Simplonüberquerung. Brig – auf 2300 m bis Simplonpass. Infolge heftiger Böen Aufgabe und Rückkehr nach Ried-Brig. Flugdauer 21´ 25˝.
23. September: Simplonflug Ried-Brig–Domodossola in 42´ via Simplon-Kulm-Divedrotal. Absturz bei Domodossola infolge Flügelbruchs bei der Landung. Beide Beine gebrochen, jedoch nicht lebensgefährlich verletzt.
27. September: Domodossola: Chavez stirbt an den Folgen der Bruchlandung.