Der Brigerberg als Auffahrtsort

Viel Zeit blieb den Brigern nicht, um das Wenn und Aber abzuwägen, das mit der Übernahme des Startplatzes zu erfüllen war. Als «Handlungsbevollmächtigte» – das definitive Komitee war noch nicht gebildet – regelten Nationalrat Dr. Alexander Seiler, sein Bruder, Staatsrat Dr. Hermann Seiler, und der Briger Stadtpräsident, Dr. Bernhard Tschieder, die Angelegenheit. Von einem ersten Treffen am 22. Juli auf dem Simplon und in Brig mit den Vertretern des «Circuito Aero Internationale di Milano», berichtete kurz der «Briger Anzeiger». In der Erstmeldung verriet das Lokalblatt lediglich, dass der Brigerberg als «Auffahrtsort» auserkoren worden sei.

Das Terrain (880 m) in den Chummen wurde als «Auffahrtsort» gewählt, weil dieser Standort direkt an der Simplonstrasse lag. In der nächstfolgenden Ausgabe, am 30. Juli, war das Lokalblatt soweit mit Informationen gewappnet, um Näheres über die auferlegten und eingegangenen Verpflichtungen zu berichten: «Heute wissen wir mit Sicherheit, dass der Flug über den Simplon geht.» Damit zerstreuten der «Briger Anzeiger» wie auch der «Walliser Bote» die Bedenken, die von ausserkantonalen Blättern ausgingen. Sie schürten die Unsicherheit mit der Meldung, dass für den Aeroflug nach Mailand statt über den Simplon auch der Splügen und die Maloja infrage kämen.

Dr. Franz Marty wies auf die Trümpfe des Simplons hin: «Keiner der anderen Berge bietet die Vorteile, wie sie am Simplon durch die Eisenbahn, die Nähe einer bedeutenden Stadt und durch gute Automobilstrassen gegeben sind.» Angesichts des Entgegenkommens der Walliser Behörden und der Stadtverwaltung von Brig sei sofort und definitiv zugunsten des Simplons entschieden worden.

«Der Aufstiegplatz auf einer Fläche von 53 000 Quadratmetern wird am Brigerberg, einem Hochplateau, hergerichtet, wo das Briger Komitee fünf Hangars für die Aeroplane errichten lässt. Die Schweizerische Meteorologische Zentralanstalt Zürich wird ihren gesamten aerologischen Dienst organisieren. Das Mailänder Komitee lässt eigens von Gondo nach dem Hospiz eine Telefonlinie erstellen. Die Eidgenossenschaft gewährt die zollfreie Einfuhr der in Pontarlier (F) per Bahn ankommenden Aeroplane und konstatiert bei dem Aufflug von Brig ohne weitere Förmlichkeit den Übergang über die Schweizer Grenze im Flug.

Die Flugwoche war bereits aufgegleist, als im «Briger Anzeiger» zu lesen war, dass am 28. August Regierungsstatthalter Josef von Stockalper zum Vorsitzenden des Flugkomitees Brig gewählt wurde.

Dr. Alexander Seiler amtete als Beisitzer und Koordinator. In Tat und Wahrheit behielt Nationalrat Seiler als der eigentliche Drahtzieher der Briger Flugwoche das Heft weiterhin fest in der Hand.

Als Sekretär betreute Apotheker Marty zudem die Presse, eine Aufgabe, die er in den turbulenten Tagen der Briger Flugwoche meisterlich bewältigte.

Mit dabei war Seilers ebenfalls aus Brig stammender Jugendfreund, Dr. Ernest Guglielminetti. Der Höhenforscher, der den Anstoss zur Entwicklung von Sauerstoffapparaten für Aeronauten gab, trug die Propaganda der Flugwoche in die internationale Sportwelt, die ihm seiner wissenschaftlichen Arbeiten wegen offenstand.